Hier informieren wir regelmäßig mit aktuellen Presseinformationen und Meldungen über die Arbeit des BRK Kreisverbands Haßberge.

· Pressemitteilung

70 Jahre BRK-Suchdienst

Seit 70 Jahren gibt es den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes. Auch heute wird auf Hochtouren ermittelt. Telefon und Internet sind wertvolle Helfer für Joanna Blößl vom Suchdienst des BRK-Kreisverbandes Haßberge. (Foto: Christiane Reuther)

Katastrophen und Kriege reißen Familien auseinander. Der quälende Verlust lässt oftmals bange Fragen folgen. 70 Jahre ist es her, dass der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gegründet wurde. Auch heute wird nach wie vor auf Hochtouren vermittelt.


"Der Suchdienst hilft Menschen bei der weltweiten Suche nach Angehörigen und berät in allen Fragen der Familienzusammenführung", erklärt Joanna Blößl. Die Sozialpädagogin ist seit Januar für den Suchdienst beim BRK-Kreisverband Haßberge zuständig. Seit 65 Jahren gibt es diesen Dienst im Landkreis, der sich noch bis vor wenigen Jahren "Kreisnachforschungsstelle" nannte.

 

Zu seiner jetzigen institutionellen Form erwuchs der DRK-Suchdienst vor 70 Jahren aus den Wirren des Zweiten Weltkrieges. Viele Familien fanden mit seiner Hilfe Angehörige, die als vermisst galten. Doch seine historischen Wurzeln reichen noch tiefer, bis hin zu den Anfängen des Roten Kreuzes vor gut 150 Jahren.

 

"Ungewissheit über das Schicksal eines geliebten Angehörigen ist genauso schwer zu ertragen wie physisches Leid" - diese grundlegende Erkenntnis, die 1948 auf der Internationalen Rotkreuz-Konferenz in Stockholm formuliert worden ist, vermittelt eine Ahnung davon, welche Bedeutung der Suchdienst im internationalen Netzwerk der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung für die betroffenen Menschen hat. Weltweit gibt es 189 Rotkreuz- oder Rothalbmondgesellschaften, die alle Suchdienstarbeit leisten.

 

 "Heute ist der Suchdienst auch Anlaufstelle für Menschen, die aufgrund von Krieg, Katastrophen, Aussiedlung, Flucht und Vertreibung nicht wissen, wo sich ihre Angehörigen aufhalten", erklärte Blößl. Unterstützung finden Menschen, die unfreiwillig voneinander getrennt und dabei in unterschiedliche Länder verstreut wurden. Oder einfach wieder zusammen in einem Land leben möchten.  Viele Suchende stammen aus dem Irak, Somalia, Afghanistan und Syrien, die auf dem Weg nach Europa verschiedene Länder passierten.

 

Joanna Blößl ist zwar noch nicht so lange in ihrem Amt, aber sie durfte schon sehr viel Dankbarkeit für ihre Unterstützung erfahren. Sie händigt unter anderem die gängigen Suchdienst-Formulare aus und leistet Hilfe beim Ausfüllen von Suchformularen. Dies ist vor allem für den zweiten Weltkrieg oder für das Einreiseverfahren von Spätaussiedlern aus den ehemaligen Sowjetgebieten notwendig. Als "Lotse" zur weiterführenden Beratung und Unterstützung sieht sich die Sozialpädagogin.

 

Dabei ist das Internet ist ein sehr wertvoller Helfer. Ob nun ein vermisster Onkel im Irak zu suchen ist, oder Informationen und Angaben zur aktuellen Naturkatastrophe im Nepal vermittelt werden: "Der Informationsfluss ist gut organisiert, das Netzwerk von unten nach oben und andersherum läuft bestens", versichert Blößl, die auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz in Hamburg und München verweist.

 

Auch wenn der Erfahrungsschatz noch nicht so reich ist, waren einige Schicksale schon sehr rührend, wie die Sozialpädagogin berichtete. "Ich sehe mich als Türöffner für die Menschen", umschreibt Joanna Blößl das Schöne an ihrem Job, der aber auch mit sehr viel Bürokratismus verbunden ist. So muss die Vermittlerin auch eigene Grenzen hinnehmen: "Da gibt es Schicksale, die sehr bewegen, die aber durch die Gesetzeslage nicht zu vermitteln sind". Auch wenn die Fachfrau manchmal nicht großartig weiterhelfen konnte, zeigen sich die Menschen doch sehr dankbar. "Allein über sein Schicksal zu reden, hilft meinem Gegenüber oftmals schon weiter".