Hier informieren wir regelmäßig mit aktuellen Presseinformationen und Meldungen über die Arbeit des BRK Kreisverbands Haßberge.

· Pressemitteilung

Auf dem Gipfel der Erschöpfung angelangt

Mit sieben Einsatz- und Begleitfahrzeugen waren die BRK-Helfer aus den Haßbergen beim G7-Gipfel mit dabei. Das Bild zeigt (von links) Roland Höhn, Holger Eiter, Kerstin Skaberna, Sven Skaberna, Kristina Heidt und Nicole Raab von der SEG Behandlung und SEG Transport mit den beiden Einsatzfahrzeugen GW SAN25 (rechts) und dem Notfallkrankentransportwagen KTW Typ B (links).
Für die gute Verpflegung durch die Rotkreuzler aus den Haßbergen bedankte sich die Polizei bei den ehrenamtlichen Helfern, mit im Bild Christina Ulbrich (2. von links), Cornelius Schmitt (3. von links) und André Zoeller (5. von links).
In Bereitschaftszentren rund um Schloss Elmau warteten Hunderte Einsatzkräfte mit ihren Fahrzeugen auf mögliche Ernstfälle. Zum Glück verlief der Gipfel weitgehend friedlich.

BRK-Einsatzkräfte aus den Haßbergen waren beim G7-Treffen in Elmau dabei. Vor allem die Mitglieder der SEG Verpflegung wurden rund um die Uhr gefordert.

Haßfurt/Elmau - Weißwurst-Zuzeln mit Kanzlerin Merkel war für US-Präsident Barack Obama ein Pflichttermin beim G7-Gipfel in Elmau. "So eine Weißwurst schmeckt toll", soll der mächtigste Mann der Welt gesagt haben, als er sich in der Gemeinde Krün unters Dorfvolk mischte und dabei mit alkoholfreiem Weizenbier anstieß. Einen anderen kulinarischen Höhepunkt hat er allerdings nur einen Steinwurf weit entfernt verpasst: Spaghetti mit Bolognese und Nudeln mit Hühnerfleisch. Zubereitet von der SEG-Verpflegung des Roten Kreuzes vom Kreisverband Haßberge. Selbst einem US-Präsidenten sind eben nicht alle Freuden auf so einer Reise vergönnt.

 

Auch wenn die 27 Frauen und Männer, darunter meist Ehrenamtliche, aus dem Haßbergkreis keinem der G7-Staatsoberhäupter die Hand schütteln konnten, für sie wird dieser Einsatz noch lange in Erinnerung bleiben. Sie haben viele nette Kollegen aus ganz Deutschland getroffen, aber auch Kräfte zehrende Tage hinter sich.

 

Vom 28. Mai bis zum 9. Juni waren Einheiten der Schnelleinsatzgruppen (SEG) Verpflegung aus Hofheim, der SEG Bahandlung Hofheim, der SEG Transport Knetzgau, der SEG GSG (Gefährliche Stoffe und Güter) Haßfurt sowie der SEG IuK (Information und Kommunikation) aus den Haßbergen mit vier Einsatz- und drei Begleitfahrzeugen im Einsatz rund um Schloss Elmau, Krün, Garmisch-Partenkirchen und München.

 

"Das war schon etwas Besonderes, bei einem so großen Einsatz dabei zu sein", zieht Wolfgang Zweverink, Katastrophenschutzbeauftragter beim BRK-Kreisverband Haßberge, nach seiner Rückkehr Bilanz. Immerhin waren rund um den G7-Gipfel rund 20.000 Polizisten und 1500 Kräfte von Hilfsorganisationen dabei. Zweverink, der schon andere logistisch herausfordernde Einsätze wie das Dresden-Hochwasser 2001, die WM-Bereitschaft 2006 und den Besuch von Papst Benedikt XVI. 2006 miterlebt hat, spricht allerdings von einer anderen Dimension. Die Vorplanungen und Schulungsmaßnahmen zum G7-Gipfel hätten schon über ein Jahr zuvor begonnen. Multiplikatoren wurden auf Landesebene geschult, die ihr Wissen vor Ort in den Kreisverbänden trugen.

 

Als Leiter der SEG GSG, die es nur in elf Kreisverbänden des BRK in Bayern gibt, war Wolfgang Zweverink mit seinem Team drei Tage lang in der Feuerwache 9 der Berufsfeuerwehr (BF) in München stationiert. Im Ernstfall, beispielsweise bei einem Anschlag mit chemischen, biologischen, radioaktiven oder explosiven Stoffen, wäre die GSG gemeinsam mit der BF München für die Dekontamination von Verletzten zuständig gewesen.

 

Soweit ist es zum Glück nicht gekommen. Der Gipfel ist weitgehend friedlich verlaufen. Und auch alle BRK'ler aus den Haßbergen sind unfallfrei und deren Fahrzeuge ohne Materialschäden in die Heimat zurück gekehrt, freut sich Zweverink, der allen Einsatzkräften  ebenso dankt wie deren Arbeitgebern für die Freistellung. Natürlich war auch während des G7-Gipfels gewährleistet, dass für mögliche Einsätze in der Heimat ausreichend Helfer zur Verfügung stehen, sagt der K-Schutz-Beauftragte. Bei der Zusammenstellung der Kontingente wurde darauf geachtet.

 

Die Kräfte zehrendste Aufgabe der Helfer aus den Haßbergen hatte das Team der SEG Verpflegung. Anne Grimmer, Ortrud Reimann, Christina Ulbrich, Cornelius Schmitt und André Zoeller oblag der Aufbau des "Erfrischungspunktes 5"  am Mittleren Drüsselweg, oberhalb von Schloss Elmau. Sie waren für die Versorgung der Polizeieinsatzzüge aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westphalen zuständig - rund um die Uhr, im Drei-Schicht-System. Die Beamten wurden von ihnen mit Warm- und Kaltverpflegung, Getränken, Kaffee und Tee versorgt. Pro Schicht wurden über 300 Essensportionen ausgegeben.

 

Auf dem Speiseplan für die Polizisten stand dabei unter anderem Gemüserisotto, Reis mit Hühnerfrikassee und Milchreis, Spaghetti mit Bolognese, Nudeln mit Hühnerfleisch und Pichelsteiner Eintopf. Geliefert wurden die Zutaten an die Station jeweils nachts und in Kühlcontainern immer Essen, Getränke, Obst, Süßigkeiten und Verbrauchsmaterialen für 48 Stunden vorgehalten. Auf eigene Kosten bereitete die SEG für die Polizisten sogar zusätzlich karamellisierte Apfel-Birnen-Stücke sowie Apfel- und Flammkuchen zu. Die Polizisten ihrerseits hatten zum Grillen selbst für Steaks gesorgt. Für die gute Verpflegung und fürsorgliche Betreuung bedankten sich die Polizeieinsatzzüge am Ende bei den BRK'lern aus den Haßbergen mit einem kleinen Präsent.

Natürlich läuft bei so einem großen Einsatz trotz langer Vorplanung nicht alles optimal, wie André Zoeller feststellt. Und so musste zum Teil improvisiert werden. "Ab dem zweiten Einsatztag waren wir darauf angewiesen, uns um alle Logistik selbst zu kümmern, damit unsere Station läuft", blickt er zurück.

 

Besonders bleibt für Zoeller während der Tage im Werdenfelser Land das Kennenlernen der Kochgruppe aus Kelheim in Erinnerung und die prima Zusammenarbeit im Team an der "Erfrischungsstation". Allerdings auch die "absolute körperliche und psychische Erschöpfung am Abreisetag". Köchin Christina Ulbrich musste gar mit Kreislaufbeschwerden beim Polizeiärztlichen Dienst in Krün mit Infusionen versorgt werden.

 

Zusätzlich zu den körperlichen Anstrengungen waren die enormen Sicherheitsvorkehrungen eine weitere Herausforderung für die Helfer. "Bei jeder Fahrt zum Schichtwechsel mussten wir durch die Personenkontrolle des BKA in Krün", sagt Zoeller. Das Shuttlefahrzeug wurde dabei von einem Röntgengerät durchleuchtet und von der Polizei mit Spürhunden kontrolliert. Ein zeitaufwändiges Verfahren. "Zwischen 45 Minuten und drei Stunden hat das Passieren des Kontrollpunktes gedauert." Der Grund: Der Verpflegungspunkt der Haßbergler lag im  Sicherheitsbereich 2, der nur über eine Straße direkt am Schloss Elmau vorbei zu erreichen war, die wiederum im höchsten Sicherheitsbereich 1 lag.

 

Von einer "außergewöhnlichen Dimension" spricht auch Stefan Funck aus Eltmann, BRK-Kreisbereitschaftsleiter in den Haßbergen. Bereits bei der Anreise habe man einen Eindruck davon bekommen, wie streng die Sicherheitsvorkehrungen wohl sein werden. "Schon 35 Kilometer vor Garmisch-Partenkirchen war die Autobahn komplett gesperrt und wir mussten durch die erste Kontrolle." Die Weiterfahrt zu ihrem Einsatzort in Garmisch erfolgte danach "über eine menschenleere Autobahn. An jeder Ausfahrt, an jedem Feldweg, hat Polizei gestanden".

 

Zusammen mit weiteren vier Kollegen von der SEG IuK besetzte Funck im Rathaus von Garmisch-Partenkirchen gemeinsam mit Mitarbeitern aus dem BRK-Kreisverband Bad Kissingen eine feste Führungsstelle. Sie sollte im schlimmsten Fall, etwa bei Terroranschlägen, die Kommunikation mit dem Einsatz- und Lagezentrum der Hilfsorganisationen in der BRK-Landesgeschäftsstelle in München aufrecht erhalten und dabei helfen, die dann aus dem weiten Umkreis anrückenden Rettungseinheiten zu koordinieren.

 

Funck und seine Leute arbeiteten in 12-Stunden-Schichten und führten so genannte Lagekarten und hielten den Funkverkehr mit aufrecht. Mit ihrer professionellen Ausrüstung sollten die IuK-Mitglieder als Rückfallebene die Kommunikation sicherstellen. Dafür hatten sie unter anderem eine so genannte SatCom-Anlage mitgebracht, die es im Notfall ermöglicht, Kommunikation direkt über Satelliten zu gewährleisten. Und ebenso war Ausrüstung für den Kurzwellenfunk im Gepäck, der bei gravierenden Funkstörungen dennoch hätte zum Einsatz kommen können. Generell, so berichtet Funck, der auch Landesfachdienstleiter IuK des BRK in Bayern ist, wurde während des G7-Gipfels via Digitalfunk kommuniziert. "Reibungsfrei", wie er bilanziert, "da haben wir durchwegs positive Erfahrungen gemacht."

 

In jeweils 8-Stunden-Schichten waren die Mitglieder der SEGs Behandlung und Transport eingeteilt. Weil der Gipfel recht friedlich verlief, gab es für sie zum Glück keinen Einsatz, sagt Kai Niedermeyer aus Zell am Ebersberg. Mit dem Gerätewagen Sanität, der medizinische Ausrüstung zur Versorgung von 25 Schwerverletzten an Bord hat, und dem Notfallkrankenwagen (KTW Typ B), standen die beiden SEGs in Krün für alle Fälle bereit.

 

Ebenfalls im Einsatz waren Mitglieder der Wasserwacht des Bezirksverbands Unterfranken. Johannes Rennert von der Wasserwacht-Ortsgruppe Sand unterstützte die Arbeit im Führungsstab und kümmerte sich vor allem um den Bereich Lagerlogistik.

 

Lob für den Einsatz der BRK-Helfer aus den Haßbergen und ihren rund 1500 Kollegen aus allen Hilfsorganisationen spricht BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk aus: "Es war beeindruckend, mit welchem hohen persönlichen Einsatz an Fachwissen und Engagement hier gearbeitet wurde, beim Einsatzpersonal und den Führungskräften." Er kündigt gleichzeitig an, dass der Einsatz intensiv nachbearbeitet werde, "um Schwachstellen vor allem in Ausstattung und Logistik beheben zu können".