Nach einem Notruf aus der Asylunterkunft wird der Rettungsdienst alarmiert. Der Einsatz eines Rettungshubschraubers sorgt in der Öffentlichkeit für Verwirrung.
EBERN - Aufgrund eines Notarzteinsatzes mit einem Rettungshubschrauber an der Asylunterkunft am Sonntagnachmittag in Ebern, der vor allem in Sozialen Medien für irritierende Diskussionen sorgt, sieht sich der BRK-Kreisverband Haßberge veranlasst, mit nachstehender Pressemitteilung zur Information und Versachlichung beizutragen.Der Einsatz eines Rettungshubschraubers hat rein gar nichts mit einem vermutlich spektakulärem oder dramatischen Einsatz zu tun. "Er dient in erster Linie dazu, bei Bedarf einen Notarzt schnellstmöglich an die Einsatzstelle zu bringen, genauso wie das ansonsten bodengebunden mit einem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) geschieht", betont Michael Will, beim BRK-Kreisverband für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Die für die Alarmierung zuständige Integrierte Leitstelle Schweinfurt entsende bei einem Notarzteinsatz immer dann einen Rettungshubschrauber, wenn ein bodengebundener Notarzt aufgrund eines bereits laufenden anderen Einsatzes nicht zur Verfügung stehe und ein Rettungshubschrauber schneller vor Ort sei, als ein bodengebundener Notarzt eines anderen Standortes. "Insofern ein völlig normaler Vorgang." Über den Einsatz eines Notarztes entscheidet die Leitstelle nach Wills Worten anhand des bei einem Notruf geschilderten Meldebildes. Tatsächliche Begebenheiten können im Nachhinein von einem ersten Meldebild abweichen, zumal Anrufer bei einem Notruf mitunter sehr aufgeregt seien und eine Situation gegebenenfalls sehr subjektiv einschätzten. Dies lasse sich verständlicherweise aber erst beim Eintreffen des Rettungsdienstes an Ort und Stelle verifizieren. Warum ein Notarzt manchmal aus der Luft kommt, habe also ganz einfache Gründe und sei beileibe nichts Außergewöhnliches. Entscheidend sei, dass ein Notarzt bei Bedarf schnellstmöglich vor Ort ist - egal ob mit dem Notarzteinsatzfahrzeug am Boden oder mit dem Rettungshubschrauber aus der Luft.
Ein weiterer Grund, der für den Einsatz eines Hubschraubers spreche, sei der schnelle Transport eines Patienten in eine weiter entfernte Spezialklinik. Hier könne der Hubschrauber seinen Zeitvorteil gegenüber einem Rettungswagen aus plausiblen Gründen perfekt ausspielen. Immer entscheidend dabei: das Wohl des erkrankten oder verletzten Patienten. Des Weiteren kann der Grund für den Einsatz eines Rettungshubschraubers beispielsweise ein schonender und erschütterungsfreier Transport in eine Klinik sein.
Im vorliegenden Fall ging bei der Integrierten Leitstelle Schweinfurt am frühen Nachmittag ein Notruf ein. Darin hieß es, dass in der Asylunterkunft randaliert werde und auch Kinder betroffen sind, wie Klaus Wörner, stellvertretender Leiter der Integrierten Leitstelle Schweinfurt, auf Anfrage mitteilte. Da während des Notrufs nicht sicher geklärt werden konnte, ob und wie viele Personen verletzt sind, wurden ein Rettungswagen und ein Notarzt entsandt.
Da der Rettungswagen und Notarzt der nur rund 200 Meter entfernten BRK-Rettungswache Ebern nach Wörners Worten zur gleichen Zeit bereits bei einem anderen Einsatz in Breitengüßbach gebunden und nicht abkömmlich waren, wurde von der Leitstelle ein Rettungswagen der benachbarten BRK-Rettungswache Haßfurt entsandt. Der Rettungshubschrauber "Christoph 60" wurde deshalb alarmiert, weil mit ihm das schnellste, nächst erreichbare mit einem Notarzt besetzte Rettungsmittel zur Verfügung stand. "Bei einem Notarzteinsatz greift in Bayern das so genannte Rendezvous-Modell", erklärt BRK-Sprecher Michael Will. Das heißt, es werden zu einem Notarzteinsatz ein Rettungswagen und ein Notarzteinsatzfahrzeug beziehungsweise ein Rettungshubschrauber parallel alarmiert. "So wird gewährleistet, dass innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfrist ein Rettungswagen an der Notfallstelle eintrifft und der nächste, erreichbare Notarzt hinzukommt. Ist ein Patient an Ort und Stelle notärztlich versorgt und ist die Begleitung durch den Notarzt im Rettungswagen in eine Klinik danach nicht erforderlich, ist der Notarzt für die Integrierte Leitstelle wieder einsetzbar und kann bei Bedarf sofort einen neuen Einsatz übernehmen. Das garantiert höchste Flexibilität im Rettungsdienst und kommt damit potentiellen Notfallpatienten zugute."
Erstaunt sei man beim BRK-Kreisverband Haßberge, der im Landkreis den Rettungsdienst betreibt, nach Worten von Michael Will darüber, mit welch unsachlichen Beiträgen vor allem in Sozialen Medien im speziellen der Einsatz am Sonntag mit Entsendung eines Rettungshubschraubers diskutiert werde. "Viele dieser Aussagen sind geprägt von Unwissen, Spekulationen und - erschreckenderweise - vereinzelt sogar der Aufforderung von Gewaltanwendung gegenüber ausländischen Mitbürgern." Der Einsatz des Rettungsdienstes und eines Notarztes habe immer einen triftigen Grund, versichert der BRK-Sprecher. "Keinesfalls alarmiert die Leitstelle Rettungskräfte aus Jux und Tollerei." Der BRK-Kreisverband betreibt im Landkreis Haßberge vier Rettungswachen in Haßfurt, Hofheim, Ebern und Eltmann. Dort stehen rund um die Uhr insgesamt vier Rettungswagen sowie wochentags zusätzlich drei Krankentransportwagen zur Verfügung. Haßfurt, Ebern und Hofheim sind außerdem Notarztstandorte. D.h., dass hier von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) rund um die Uhr ein Notarzt gestellt wird; dieser wird bei einem Alarm vom BRK mit einem Notarzteinsatzfahrzeug zur Einsatzstelle gebracht.
PM 013 / 2017 - Text und Archivfoto: Michael Will / BRK Haßberge.