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· News - Wasserwacht Haßfurt

Einsatz im Wasser birgt besondere Gefahren

Foto: Michael Will
Foto: Michael Will

Die Wasserwacht Haßfurt bildet im Frühjahr weitere Fließwasserretter aus. Am Dreikönigstag übten sechs Spezialisten in den Stromschnellen des Mains.

HASSFURT/BAUNACH -  Hilfeschreie aus dem Main. Passanten sehen einen auf dem Fluss treibenden älteren Mann in Panik um sich schlagen, er kämpft gegen die Wassermassen und gegen das Untergehen. Aus Unachtsamkeit ist er an einem Ufer beim Spazierengehen abgerutscht und ins Wasser gestürzt. Dort treibt er seit ein paar Minuten mit rasanter Geschwindigkeit völlig hilflos flussabwärts. Passanten wählen den Notruf 112; der Disponent in der Integrierten Leitstelle alarmiert sofort die Fließwasserretter der Wasserwacht sowie einen Rettungswagen und einen Notarzt. Dieses Mal ist es nur eine Übung, die die BRK-Wasserwacht Haßfurt am Dreikönigstag auf dem Main durchführt. "Doch eine solche Situation kann jederzeit passieren", sagt Matthias Benkert, einer von lediglich zwei Ausbildern für Fließwasserretter in ganz Nordbayern. "Darauf müssen wir vorbereitet sein." Und deshalb auch trainieren. Während am Dreikönigstag am Land die Sternsinger von Haus zu Haus ziehen, lassen die sechs Wasserwacht-Fachleute auf dem Main bei Baunach ihr erst vor kurzem über die Wasserwacht Bayern neu angeschafftes Raftboot zu Wasser. Das ist ein spezielles, voll aufblasbares Kunststoffschlauchboot, mit dem die Retter zu Hilfebedürftigen paddeln können. Es kommt überall dort zum Einsatz, wo wegen zu seichtem Wasser oder Stromschnellen kein motorbetriebenes Boot benutzt werden kann. Deshalb hat das Wasserwacht-Team diesmal den Main bei Baunach zum Training ausgewählt. "Hier gibt es ständige Stromschnellen, das sind optimale Übungsbedingungen", sagt Benkert. Vier Stunden lang trainierten sie bei Wassertemperaturen um die acht Grad Celsius für den Ernstfall. Dabei sind Fließwasserretter keineswegs "Berufsretter" des Roten Kreuzes, sondern leisten ihre Hilfe und die Ausbildung rein ehrenamtlich. Bevor jemand als Fließwasserretter eingesetzt werden kann, muss er eine Sanitätsausbildung abgeschlossen, das Silberne Rettungsschwimmer-Abzeichen erreicht haben und Wasserretter sein. Insgesamt sind das bis dahin mindestens 72 Unterrichtseinheiten sowie ein hohes Maß an zusätzlichem Selbststudium. Erst dann schließt sich die drei Tage dauernde Zusatzausbildung zum Fließwasserretter an, wobei auch Ausbildungsstunden in der Nacht in den Gewässern enthalten sind. Ziel ist es, berichtet Matthias Benkert, der als Rettungsassistent auf der BRK-Rettungswache in Ebern arbeitet, in diesem Frühjahr weitere Fließwasserretter bei der um die 40 Aktive zählenden Wasserwacht Haßfurt auszubilden. Denn aller Voraussicht nach werden sie künftig öfter im Ernstfall benötigt, schließlich sind Hochwasserlagen allgegenwärtig, wie beispielsweise ein Blick nach Passau im letzten Sommer gezeigt hat. "Jeder noch so kleine Bach kann zu einem reißenden Strom werden, auch bei uns in den Haßbergen", weiß der 29-Jährige aus Erfahrung. Das hat zuletzt das Unwetter im Mai 2013 gezeigt, das in den Heiligen Ländern und im Maintal besonders stark gewütet hat. Benkert und seine Kollegen haben schon zahlreiche Wasserrettungseinsätze absolviert. Strömende Gewässer sind dabei nicht nur für ins Wasser gestürzte Personen lebensgefährlich, auch für die Retter. Um so wichtiger ist eine qualifizierte Ausbildung und nicht zuletzt eine gehörige Portion Körperbeherrschung und Mut. Die Aufgabe eines Fließwasserretters im Ernstfall ist zunächst in Not geratene Personen aus schnell fließenden Gewässern wie Bächen und Flüssen oder Wildwasser zu retten. In Überschwemmungsgebieten und bei Hochwasser können die Rettung von Tieren und die Bergung von Sachgegenständen zu seinem Aufgabengebiet werden. Des Weiteren sind sie auch für die medizinische Erstversorgung des Geretteten am Unglücksort verantwortlich und führen dazu medizinische Ausrüstung mit. Letztlich sorgen sie für den Abtransport aus dem Gefahrenbereich. Sie werden beispielsweise zur Vermisstensuche an unübersichtlichen Stellen in Gewässern alarmiert oder auch zur Rettung von ins Eis eingebrochenen Menschen, wobei das neue Raftboot zum Einsatz kommt. Es kann leicht über das Eis gleiten und bietet Einsatzkräften und Verunglückten sicheren Boden. Die Spezialisten können aber auch passiv zur Absicherung von anderen Einsatzkräften eingesetzt werden, beispielsweise bei Deich- oder Dammsicherungsmaßnahmen oder bei Veranstaltungen an und auf Flüssen. Ebenso zählt die Evakuierung aus schlecht zugänglichen Überschwemmungsgebieten zu ihren Aufgaben. Ein weiteres Hauptaufgabengebiet ist die Rettung und Bergung aus schlecht zugänglichen Schluchten. Auch in der Luftrettung sind sie gefragte Spezialisten. HISTORIE
Der Fließwasserretter kommt ursprünglich aus den USA. Dort wurde schon früh erkannt, dass Rettungsschwimmer für Fließgewässer nicht ausreichend ausgebildet sind. Die Ausbildungsorganisation "Rescue 3" begann 1979 in den USA mit Ausbildungen und bildet seit 1997 mit der Organisation "Rescue 3 International" auch in Österreich und Deutschland so genannte "Swiftwater Rescue Technicions" aus. Nach dem Elbhochwasser 2002 wurde auch die Notwendigkeit für Fließwasserretter in Deutschland erkannt. Seit 2005 bildet daher auch die Wasserwacht entsprechende Fließwasserretter aus. Ein Fließwasserretter ist ein speziell ausgebildeter Rettungsschwimmer. Er kommt immer dann zum Einsatz, wenn ein Rettungseinsatz für einen normal ausgebildeten Rettungsschwimmer mit dem Rettungsschwimmabzeichen in Silber zu gefährlich wird oder dessen Ausbildung für die Begebenheit nicht mehr ausreicht. Dies ist meistens bei Notfällen in stark strömendem Gewässer, Wildwasser und Hochwasser der Fall. Fließwasserretter werden im Gegensatz zu Rettungsschwimmern immer im Team eingesetzt. Zum Eigenschutz besitzen sie eine spezielle Ausrüstung, die sie vor Kälte und Verletzungen schützen soll. Zu ihr gehören beispielsweise ein Neoprenanzug, festes Schuhwerk, eine Auftriebsweste, Schutzhelm und ein Wurfsack mit Leine. Ihre wichtigsten Rettungsgeräte sind Seile in Kombination mit Winden, Seilrollen, Seilklemmen und Karabinerhaken zur Absicherung. Oft werden diese mit Abseilgeräten oder Flaschenzugsystemen verwendet. Hier kommen auch Korbtragen zum Einsatz, um Patienten sicher am Seil aus einer Gefahrenzone transportieren zu können.