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· News - Kreiswasserwacht

Eisrettung birgt viele Gefahren auch für die Helfer

Foto: Sabine Weinbeer
Foto: Sabine Weinbeer
Foto: Sabine Weinbeer

Übung: In Sand trainierten Wasserwacht, Feuerwehr, Rotes Kreuz und THW die Bergung auf gefrorenen Flächen.

Sand. „Drei Personen ins Eis eingebrochen, eine Person unter der Eisfläche vermisst“, das war das Szenario für die Eisrettungsübung mit Ausbildungscharakter, zu der die Kreiswasserwacht am Samstag Feuerwehren und Hilfsorganisationen der Region an den Sander Baggersee eingeladen hatte. Rund 75 Wasserwachtler, Feuerwehrleute, BRK-Helfer und THW-Aktive nutzten die Gelegenheit, eine solche Eisrettung unter realistischen Bedingungen zu üben. Dabei wurden wertvolle Erkenntnisse für den Ernstfall gewonnen. Nachdem in den letzten Wochen alle Gewässer zufroren, entschloss sich der Technische Leiter der Kreiswasserwacht Haßberge, Johannes Rennert, eine solche gemeinsame Übung anzusetzen. Während der Woche fürchtete man noch, das Eis könne zu dünn werden, doch am Samstag zeigte sich genau das Szenario, in dem oft Eisunfälle geschehen: die Eisschicht ist zwar noch rund zehn Zentimeter dick, das wirklich tragfähige Kerneis jedoch ist bereits stark zurückgegangen. Dieses Kerneis muss zehn Zentimeter dick sein, damit eine Eisfläche als tragfähig gilt, also einen 75 Kilogramm schweren Mann sicher aushalten kann. Auch dann aber gibt es auf natürlichen Gewässern Stellen, etwa über Quellen oder in der Nähe von Einläufen vom Ufer her, wo die Gefahr lauert. Zwar sind im Landkreis Haßberge solche Unfälle eher selten, doch zeigt das Studium der Unfallberichte in den Zeitungen, dass offenbar das Gespür für die Gefahr von Eisflächen nachlässt – oder auch der Leichtsinn um sich greift. Im Ernstfall sind die Rettungskräfte gefordert und zwar unter besonderem Zeitdruck. Am Samstag herrschte im Sander Baggersee eine Wassertemperatur von drei Grad Celsius – das bedeutet für die Bergung des Eingebrochenen ein Zeitfenster von rund 15 Minuten, bis der Kreislauf der Kälte Tribut zollt. Dass diese Zeit sehr knapp bemessen ist (schließlich muss die Alarmierungszeit zugerechnet werden), zeigte sich im Praxistest der verschiedenen Rettungsmittel am Samstag. Sechs so genannte Rettungsschlitten haben die Feuerwehren im Landkreis, zwei weitere die Wasserwacht. In der Regel handelt es sich um Metall-Schlitten, in die die Schlauchboote eingesetzt werden. Mit Eispickeln ziehen sich die Retter Richtung Unglücksstelle. Durch das Tauwetter während der Woche war das Eis an der Oberfläche jedoch so sulzig und brüchig, dass die Pickel ständig wieder abrutschten, an ein Vorwärtskommen kaum zu denken war. Etwas besser ging es mit dem Rettungsschlitten der Wasserwacht. Gerade für die Situation bei angetautem, aber noch halbwegs tragfähigem Eis erwies sich der „Ferno“-Rettungsschlitten, den die Wasserwacht Sennfeld mitgebracht hatte, als optimal geeignet. Ähnlich einem Katamaran verteilt sich hier das Gewicht auf zwei Schwimmkörper, dazwischen kann der Retter laufen. In Windeseile war das erste „Opfer“ (natürlich in Neopren-Anzug) aus dem Wasser geborgen und die Helfer am Ufer zogen den Schlitten zurück. Nach kraftraubender Anstrengung kam auch der Boots-Schlitten beim Eingebrochenen an, „aber von der Zeit her hätte das im Ernstfall wohl nicht mehr geklappt“, so Kreisbrandrat Josef Jüngling. Er verfolgte die Übung ebenso aufmerksam wie die KBIs Pfaff, Hegemann, Lübke und KBM Betz, Martin Jung vom THW und auch Franz Ott, der am Landratsamt das Sachgebiet Katastrophenschutz leitet. Zum Einsatz kamen auch die Eis-Rettungstaucher, denn es galt auch „Andi“, eine Rettungs-Puppe, unter der Eisfläche zu finden. Etwa 30 Rettungstaucher gibt es im Landkreis Haßberge, etwa ein Drittel davon ist auch als Eisrettungstaucher qualifiziert, denn die Suche unter einer geschlossenen Eisfläche stellt eine besondere Herausforderung dar. Dafür braucht es viel Erfahrung und ein starkes Nervenkostüm sowie diszipliniertes Vorgehen, das ganz klar abgesteckt ist. Die Verbindung zu den Kollegen auf dem Eis ist in der Regel eine Leine, über die verabredete Zeichen gegeben werden. Die modernste Ausstattung ist eine Vollmaske vor dem Gesicht, in die auch Sprechfunk eingearbeitet ist. „Der sprachliche Kontakt nach oben vermittelt dem Taucher natürlich ein wesentlich stärkeres Sicherheitsgefühl“, erläuterte Johannes Rennert. Noch muss sich die Wasserwacht im Landkreis aber mit den Leinen begnügen. Die nächste Investition der Wasseracht stand am Ende der Übung fest: der Rettungsschlitten „Ferno“ hat sich als ganz hervorragend praxistauglich erwiesen. Zahlreiche Aktive der Feuerwehren Eltmann, Ebern, Hofheim, Haßfurt und Sand, der Wasserachten Eltmann, Sand/Zeil, Haßfurt, Schweinfurt und Sennfeld sowie des THW Haßberge nutzten die Gelegenheit, am Samstag ihre praktischen Erfahrungen mit den verschiedenen Rettungsschlitten zu machen. Text und Fotos sind von Frau Sabine Weinbeer