Hier informieren wir regelmäßig mit aktuellen Presseinformationen und Meldungen über die Arbeit des BRK Kreisverbands Haßberge.

· Pressemitteilung

"Es ist wichtig, auf dem neuesten Stand zu bleiben"

Unter den Augen von Ausbilder Peter Kachelmaier üben Thomas Habermann (rechts) und Andreas Franz (links) die Herz-Lungen-Wiederbelebung. (Foto: BRK, Michael Will)
An Einsatzstellen arbeiten Feuerwehr und Rettungsdienst – wie hier bei einem Flugunfall am Flugplatz Sendelbach - zur Rettung und Versorgung von Verletzten Hand in Hand. Dank guter Aus- und Weiterbildung funktioniert diese Zusammenarbeit prima. (Archivfoto: BRK / Michael Will)
BRK_EH_1: Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde. Deshalb wird bei Erste-Hilfe-Kursen auf die praktische Übung viel Wert gelegt. Die Mitglieder der Feuerwehrdienstaufsicht im Landkreis Haßberge absolvierten einen Kurs beim BRK-Kreisverband Haßberge, den Ausbilder Peter Kachelmaier (links) leitete und KBI Thomas Habermann (2. von links) organisiert hatte. Unter den Augen ihrer Kollegen üben (vorne von links) KBR Ralf Dressel und KBI Peter Pfaff die Herz-Lungen-Wiederbelebung. (Foto: BRK / Michael Will)

Führungskräfte der Feuerwehr­dienstaufsicht des Landkreises absolvieren einen Erste-Hilfe-Kurs beim BRK. Zusammenarbeit an Einsatzstellen funktioniert bestens.

 

EBERN - Im Notfall wird oft jede Hand gebraucht: Damit die Zusammenarbeit von Feuerwehr und BRK-Rettungsdienst im Ernstfall reibungslos funktioniert, ist eine gute Aus- und Weiterbildung der haupt- und ehrenamtlich tätigen Einsatzkräfte notwendig. Feuerwehrleute sind auf ihrem Gebiet bei Brandbekämpfung und technischer Hilfeleistung Spezialisten. Hin und wieder stehen sie in ihrem Ehrenamt auch dem Rettungsdienst bei der Versorgung von Schwerverletzten helfend zur Seite oder müssen Verletzten noch vor dem Eintreffen von Rettungswagen und Notarzt Erste Hilfe leisten.

 

Um zu wissen, was im Falle eines Falles zu tun ist, hat nun die Führungsriege der Feuerwehrdienstaufsicht des Landkreises Haßberge im Rotkreuzhaus in Ebern einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Einen Samstag lang haben sich die Männer um Kreisbrandrat (KBR) Ralf Dressel Zeit genommen, ihre Kenntnisse in Erster Hilfe auf den neuesten Stand zu bringen. In dem Kurs, der auf Idee von Kreisbrandinspektor (KBI) Thomas Habermann aus Unterpreppach organisiert worden ist, wurden vielfältige Maßnahmen der Ersten Hilfe in der Theorie gelehrt und natürlich auch praktisch geübt. Wobei Erste-Hilfe-Ausbilder Peter Kachelmaier, Rettungsassistent an der Rettungswache Ebern, auch auf das Zusammenspiel von Feuerwehr und Rettungsdienst einging und dabei Fragen der Feuerwehr-Führungskräfte beantwortete.

 

Dass man als Feuerwehrmann oder Privatperson durchaus in die Lage kommen kann, bei verletzten oder erkrankten Personen Erste Hilfe leisten zu müssen, weiß Thomas Habermann aus eigener Erfahrung. Er ist nicht nur Kreisbrandinspektor, sondern als Rettungsdiensthelfer   noch in einem zweiten Ehrenamt bei der BRK-Rettungswache Ebern tätig. Umso genauer kennt er beide Sichtweisen - die der Feuerwehr und die des Rettungsdienstes - und damit auch, dass zum Beispiel bei schweren Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen nicht nur die technische Rettung der eingeschlossenen Fahrzeuginsassen zügig und dennoch schonend erfolgen muss, sondern gleichzeitig die medizinische Versorgung der Betroffenen durch Rettungsdienst und Notarzt noch im Fahrzeug beginnt. Nicht nur deshalb müssen Feuerwehr und Rettungsdienst an Einsatzstellen Hand in Hand arbeiten.

In dem Erste-Hilfe-Kurs legte Ausbilder Peter Kachelmaier besonderen Wert auf das praktische Üben der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Sie muss immer dann sofort begonnen werden, wenn eine Person bewusstlos ist und nicht mehr atmet. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes müssen Ersthelfer die Reanimation beginnen und ohne Unterbrechung weiterführen. Ihnen kommt damit eine besondere Bedeutung zu. Denn: Eine Reanimation kann meist nur dann zum Erfolg führen, wenn sie unmittelbar nach Eintritt des Herz-Kreislauf-Stillstandes begonnen und umgehend ein Notruf unter der Nummer 112 abgesetzt wird. Rettungsdienst und Notarzt brauchen in aller Regel zwischen zehn und 15 Minuten, bis sie am Einsatzort eintreffen.

Hier wird deutlich, so Kachelmaier, dass die Ersthelfer in der Rettungskette eines der  wichtigsten Glieder sind. Beginnen sie nicht mit Wiederbelebungsmaßnahmen sind die Chancen sehr gering, dass ein Betroffener einen Herzstillstand überlebt. Schließlich sagt eine Faustregel aus, dass mit jeder Minute ohne Wiederbelebungsmaßnahmen die Chancen zum Überleben um zehn Prozent sinken. Das heißt, dass sie schon nach fünf Minuten nur noch bei 50 Prozent liegen, nach acht Minuten ohne Ersthelfermaßnahmen gar nur noch bei 20 Prozent.

Auch wenn eine Wiederbelebung, gerade für Ersthelfer, ein tragisches Erlebnis ist, muss dennoch niemand Angst davor haben. Denn falschen machen kann man nichts. Wichtig ist, so Kachelmaier, sofort mit der Reanimation zu beginnen. Dabei wird etwa in der Mitte des Brustkorbes mit beiden Händen rund fünf Zentimeter tief das Brustbein gedrückt - 30-mal am Stück. Danach folgen zwei Mund-zu-Mund-Beatmungen. Anschließend beginnt der Zyklus wieder von vorne. Stehen zwei Ersthelfer zur Verfügung, sollten sich diese jeweils nach etwa zwei Minuten Herz-Druck-Massage abwechseln, damit sich ein Helfer erholen kann und die Druckmassage durch den zweiten effizient bleibt.

 

Das vorhandene und zum Teil lückenhafte Erste-Hilfe-Wissen aufzufrischen, findet Kreisbrandinspektor (KBI) Peter Pfaff aus Zeil eine prima Idee. Das rät er nicht nur Feuerwehrleuten, sondern allen Menschen, deren letzter Erste-Hilfe-Kurs länger als drei bis vier Jahre zurückliegt. Denn nur was man selbst ab und zu in einem Kurs übe, könne man im Ernstfall auch beherrschen. Wenn ein Notfall gar in der eigenen Familie plötzlich auftritt, ist man sowieso geschockt, weiß Pfaff aus eigener Erfahrung. "Als das bei mir vor einiger Zeit passiert ist, war ich so durch den Wind, dass ich nicht einmal mehr die Notrufnummer sofort wusste", erinnert sich der erfahrene Feuerwehrmann und Einsatzleiter. "Die Auffrischung der Ersten Hilfe ist wichtig und notwendig, ich nehme aus dem Kurs viel Wissen mit nach Hause", unterstreicht Peter Pfaff. "Es gibt immer wieder Neuerungen in der Ersten Hilfe, und es ist wichtig, auf dem neuesten Stand zu bleiben. Man verliert auch die Angst, etwas falsch zu machen."

 

In der gemeinsamen Arbeit von Feuerwehr und Rettungsdienst an Einsatzstellen ist es nach seinen Worten wichtig, "dass der eine weiß, was der andere tut". So sei es beispielsweise bei  Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen wichtig, dass die Einsatzleiter von Rettungsdienst und Feuerwehr in Absprache mit dem Notarzt Schwerpunkte setzen und die Vorgehensweise der Personenrettung, abgestimmt auf das Verletzungsmuster des Verunglückten, festlegen. "Der Rettungsdienst weiß, was medizinisch notwendig ist", sagt Pfaff, "und die Feuerwehr, was technisch möglich ist." Gemeinsam könne so die beste Versorgung für den Patienten gelingen. "Die Zusammenarbeit zwischen Rettungsdienst und Feuerwehr funktioniert bestens", bilanziert Pfaff seine Erfahrung aus vielen Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit.

 

Bewusst haben sich die Feuerwehrführungskräfte entschieden, ihren Erste-Hilfe-Kurs in der neuen BRK-Rettungswache Ebern im Gewerbepark "Alte Kaserne" zu absolvieren. Einerseits lernen sich die Einsatzkräfte so gegenseitig kennen und arbeiten nicht nur an Einsatzstellen zusammen; andererseits wollten sich die Feuerwehr-Fachleute die neue Rettungswache einmal persönlich anschauen.

Jürgen Geisel, Leiter der Rettungswache Ebern, begrüßte die Feuerwehrkollegen und stellte das Rotkreuzgebäude bei einem Rundgang eingehend vor. Vonseiten des Rettungsdienstes ist in der Rettungswache rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr ein Rettungswagen einsatzbereit sowie ein Notarzteinsatzfahrzeug. Hinzu kommt montags bis freitags ein Krankentransportwagen. Bei Großschadenslagen mit einer Vielzahl von Verletzten kann zudem auf ehrenamtliche Einsatzkräfte der Schnelleinsatzgruppe (SEG) Transport 2 zurückgegriffen werden. Sie können ebenfalls rund um die Uhr auf Anforderung der Integrierten Leitstelle einen zweiten Rettungswagen sowie ein Vier-Tragen-Einsatzfahrzeug besetzen.

 

Die Mitglieder der Feuerwehrdienstaufsicht waren von der neuen Rettungswache, in der derzeit 13 Rettungsassistenten und Rettungssanitäter arbeiten, beeindruckt. Peter Pfaff regte an, künftig möglicherweise über gemeinsame Fortbildungen von Feuerwehr und Rettungsdienst nachzudenken. So könne jeder mehr über die Arbeit, Herausforderungen und Möglichkeiten des anderen erfahren.

 

Den Erste-Hilfe-Kurs der Feuerwehrführungskräfte sieht Kreisbrandrat Ralf Dressel auch als "Vorbildfunktion" gegenüber den vielen ehrenamtlichen Feuerwehrleuten in den Wehren des Landkreises. "So zeigen wir, dass sich die Feuerwehrführung ebenso in Erster Hilfe weiterbildet und nicht nur darüber redet. Wir sind da und tun was."

 

Ausbilder Peter Kachelmaier, der noch viele weitere Themen der Ersten Hilfe mit den Feuerwehrkräften besprach - beispielsweise die stabile Seitenlage, Maßnahmen bei einem Herzinfarkt und Schlaganfall sowie den Einsatz von automatischen externen Defibrillatoren (AED) - zeigte sich am Ende des Kurses zufrieden. Die Führungskräfte der Feuerwehr seien motiviert und interessiert gewesen. Er freute sich, dass die Zusammenarbeit an Einsatzstellen reibungslos funktioniere und jeder vom Wissen und Können des anderen profitiere - am allermeisten natürlich die Patienten.

 

An dem Kurs teilgenommen haben:
Stephan Biertempfel, Klaus Oster, Thomas Habermann, Dieter Murken, Ralf Dressel, Peter Hegemann, Ralf-Peter Schenk, Peter Pfaff, Andreas Franz, Bertram Reuß, Georg Pfrang und Michael Schlereth. Martin Horn war aus beruflichen Gründen kurzfristig verhindert.

 

 

 (Text und Fotos: Michael Will, BRK)