Covid-19: Bislang kein Rotkreuz-Mitarbeiter infiziert, aber einige mussten in Quarantäne.
HASSFURT - Das Corona-Virus macht keine Ferien! Deshalb ist nach wie vor Vorsicht geboten, um eine potentielle Verbreitung so gut es geht zu verhindern. Auch die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes hat die Pandemie vor ganz besondere Herausforderungen gestellt. „Dank frühzeitig sensibel getroffener Schutzmaßnahmen ist es im BRK-Kreisverband Haßberge gelungen, dass sich keine Mitarbeiter im Rettungsdienst und in der Sozialstation mit dem Virus angesteckt haben“, bestätigt Michael Will, Pressesprecher des BRK-Kreisverbandes Haßberge. „Gerade diese beiden Berufsgruppen stehen tagtäglich in engem Kontakt mit Patienten und deren Angehörigen.“ Drei Monate lang galt in Bayern von Mitte März bis Mitte Juni wegen der Pandemie der Katastrophenfall. Der hatte nicht nur auf Rettungsdienst, Sozialstation und KVB-Fahrdienst Auswirkungen, auch alle anderen Abteilungen des BRK-Kreisverbandes waren betroffen. „Alles in allem haben wir die Herausforderungen gut gemeistert“, freut sich Kreisgeschäftsführer Dieter Greger. Gleichzeitig warnt er vor Gelassenheit im Umgang mit dem Corona-Virus. „Als Hilfsorganisation sind wir Teil der kritischen Infrastruktur und müssen alles dafür tun, unsere Einsatz- und Leistungsfähigkeit zum Schutze der Bevölkerung zu erhalten.“ Zur Folge hat dies, dass sich sämtliche Abteilugen den sowieso notwendigen Hygiene- und Schutzmaßnahmen noch stärker unterwerfen müssen, als vor der Pandemie. In vielen Abteilungen mussten Arbeitsweisen angepasst werden, gerade dort, wo ansonsten täglich viel Publikumsverkehr herrscht, beispielsweise im Mehrgenerationenhaus und bei der Migrationsberatung. Mehrere Wochen lang wurden persönliche Begegnungen komplett eingestellt, um den Kontakt unter Kollegen und Kunden zu vermeiden, Beratungsangebote wurden via Telefon und E-Mail durchgeführt. „Das ersetzt natürlich nicht den persönlichen Kontakt“, weiß Dieter Greger. „Aber so konnten wir unsere Dienstleistungen für die Bevölkerung zumindest in eingeschränktem Maße aufrechterhalten.“ Gerade die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rettungsdienst sind tagtäglich bei ihrem Dienst in der Notfallrettung oder im Krankentransport einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Das gilt seit jeher, denn neben Corona gibt es viele weitere Infektionskrankheiten, die besondere Schutz-, Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen erfordern. Im Hinblick auf den Umgang mit (potentiellen) Corona-Patienten gab und gibt es bestimmte Maßnahmen, die eine Ansteckung des Personals während der Dienstzeit wirkungsvoll verhindern sollen. „Glücklicherweise haben wir bislang in unserem Rettungsdienstpersonal keine bestätigten Erkrankungen bei Kolleginnen und Kollegen feststellen müssen“, bestätigt Christoph Grimmer, Leiter Rettungsdienst. Seit Anfang März musste nach entsprechenden Kontakten mit Corona-Verdachtsfällen knapp ein Dutzend Rettungsdienstmitarbeiter in Quarantäne, für eine Zeit zwischen einem und 18 Tagen. Das wurde jeweils im Einzelfall mit dem Gesundheitsamt Haßberge in enger Abstimmung festgelegt. Wie viele Patienten transportiert wurden, die tatsächlich bestätigt an Corona erkrankt waren, entzieht sich dem Kenntnisstand des Roten Kreuzes. „Wir können nur die Zahl der Patienten mit Verdacht auf eine entsprechende Infektion angeben“, sagt Christoph Grimmer. Das waren bislang 66 von 238. Das entspricht rund 30 Prozent aller Infektionsfahrten, die mit Fahrzeugen des Rettungsdienstes des Roten Kreuzes in den Haßbergen seit Jahresbeginn 2020 durchgeführt wurden. Auch wenn anfangs beim ein oder anderen Mitarbeiter aufgrund der unbekannten Viruserkrankung Sorge vor eigener Ansteckung bestand, ist der Umgang mit potentiellen Corona-Erkrankten inzwischen mehr oder weniger zur Routine geworden. Denn die Schutzmaßnahmen, die für entsprechende Einsätze im Krankentransport oder in der Notfallrettung getroffen werden müssen, kennen die Rettungsdienstler von anderen Infektionskrankheiten. So werden beim Umgang mit Corona-Verdachtsfällen Schutzkittel, Handschuhe, FFP2-Maske und Schutzbrille getragen. „So ist ein wirkungsvoller Schutz vor einer Ansteckung möglich“, sagt Wolfgang Zweverink, Leiter der Rettungswache Haßfurt und Beauftragter für den Katastrophenschutz im BRK-Kreisverband Haßberge. Schon frühzeitig nach Aufkommen der Pandemie hat man im Rettungsdienst reagiert. So wurde von Rettungsdienstleiter Christoph Grimmer eine Dienstanweisung erlassen, dass alle Rettungsdienstmitarbeiter beim direkten Kontakt mit sämtlichen Patienten, egal ob Verdachtsfall oder nicht, eine FFP2-Maske tragen müssen. Da sich das Virus durch Tröpfchen und Aerosole in der Luft ausbreitet und FFP2-Masken sowohl den Träger als auch das Gegenüber wirkungsvoll davor schützen, konnten potentielle Gefahren verringert werden. Hauptsächlich erschweren des Öfteren fehlende Informationen durch die Patienten den Mitarbeitern des Rettungsdienstes ihre Arbeit, weiß Grimmer. Da würden mögliche Symptome mitunter zum Teil wissentlich verschwiegen oder die Gefahr der Pandemie und eine mögliche Verbreitung nicht allzu ernst genommen. „Wir würden uns diesbezüglich mehr Ehrlichkeit wünschen“, sagt der Rettungsdienstleiter. „Es muss niemand Angst haben, wegen möglicher Corona-Symptome nicht von uns behandelt oder transportiert zu werden.“ In der Hochphase der Pandemie von März bis Juni wurde im BRK-Kreisverband für potentielle Covid-19-Transporte sogar ein eigener Krankentransportwagen vorgehalten. Mit ihm sollten nach Möglichkeit alle Patienten mit Verdachtsfällen transportiert werden. Hintergedanke war, so mögliche Ausfallzeiten anderer Rettungsfahrzeuge durch notwendige und länger dauernde Desinfektionsmaßnahmen zu vermeiden und auch so wenig wie möglich Rettungsdienstpersonal einem erhöhten Infektionsrisiko auszusetzen. „Bis heute ist diese Strategie aufgegangen“, betont BRK-Pressesprecher Michael Will. Das sei dem besonnenen und frühzeitigen Reagieren von Kreisgeschäftsführer Dieter Greger, Rettungsdienstleiter Christoph Grimmer und allen weiteren Verantwortlichen im Kreisverband zu verdanken. So wurde für alle Bereiche innerhalb des BRK, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Arbeitsalltag den Mindestabstand nicht einhalten können, unter anderem eine Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Maske erlassen. Dankeschön sagt das Rote Kreuz in diesem Zusammenhang an zahlreiche Bürger aus dem Landkreis, die in Eigeninitiative Mund-Nasen-Bedeckungen genäht und diese ans BRK gespendet haben. Auch eigene haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter haben sich diesbezüglich engagiert. Für verschiedene Abteilungen, in denen keine zwingende Präsenz am Arbeitsplatz nötig war, wurde Arbeit im Homeoffice ermöglicht. „Umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen wurden alles in allem so gut wie möglich umgesetzt und somit potentielle Gefahren für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter minimiert“, so Will. Zudem rief Kreisgeschäftsführer Dieter Greger Anfang März einen internen Koordinierungsstab ins Leben, in dem Verantwortliche aus allen BRK-Abteilungen saßen, ebenso waren die ehrenamtlichen Gemeinschaften von Bereitschaften und Wasserwacht darin vertreten. „Bedarfsorientiert wurden von dem Stab alle notwendigen Maßnahmen besprochen und umgesetzt.“ Aufgrund dynamischer lokaler und überregionaler Entwicklungen musste immer wieder rasch auf sich ändernde Lageänderungen reagiert werden. „Seit der Corona-Pandemie hat sich einiges für die Arbeit im Rettungsdienst verändert“, bilanziert Notfallsanitäterin Wiebke Göhringer, stellvertretende Leiterin der Rettungswache Haßfurt. „Die Sensibilität vor potentiellen Infektionsquellen ist deutlich gestiegen.“ Dass jeder Patient potentiell infektiös ist, sei im Rettungsdienst nichts Neues, aber das Bewusstsein dafür sei mit Covid-19 ein ganz anderes geworden. „Ebenso die Tatsache, dass man selbst oder der eigene Kollege eine Gefahr darstellen könnte.“ Durch Corona habe die Zahl der Infektionsfahrten im Rettungsdienst zugenommen und damit auch der zusätzliche Hygieneaufwand, der nach einem Einsatz zur Wiederherstellung der Einsatztauglichkeit erforderlich sei. „An das ständige Tragen einer FFP2-Maske im Einsatz hat man sich jedoch mittlerweile gewöhnt“, sagt sie. Festgestellt hat die Notfallsanitäterin gerade zu Beginn der Pandemie, dass Patienten viel Angst vor einem Krankenhausaufenthalt und einem damit verbundenen Ansteckungsrisiko gehabt hätten. „Wir Rettungsdienstmitarbeiter mussten deshalb zusätzliches Einfühlungsvermögen beweisen.“ Und die Angst, sich selbst anzustecken? Das sieht Wiebke Göhringer ein stückweit gelassen: „Da ich selbst nicht zu einer Risikogruppe gehöre, habe ich wenig Angst vor einer möglichen Ansteckung. Allerdings sehr wohl davor, dass ich das Virus womöglich an Menschen weitertragen könnte, die zu einer Risikogruppe zählen.“ Rettungssanitäterin Milena Perez Viera aus Eltmann zieht aus ihren beruflichen Erlebnissen eine persönliche Bilanz: „Durch die Corona-Krise haben sich die Einsätze stark verändert, da die Leute trotz medizinischer Notwendigkeit nicht mehr unbedingt ins Krankenhaus wollen.“ Einsätze seien seit Krisenbeginn damit oft herausfordernder geworden, es müsse ebenso mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden. Rettungsdienstleiter Christoph Grimmer weist darauf hin, dass seitens des Rettungsdienstes aufgrund der Schutzmaßnahmen für Patienten kein erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht. Er rät dazu, den Notruf 112 anzurufen, sobald etwas nicht stimmt und Menschen eine ernsthafte Erkrankung vermuten. „Beispielsweise bei Herzinfarkten und Schlaganfällen müssen Patienten schnell medizinisch behandelt werden, um dauerhafte Gesundheitsschäden oder gar den Tod zu vermeiden.“ Corona habe auch den Umgang mit Schutzbekleidung in ein neues Bild gerückt. „Man ist noch sensibler geworden“, fasst Perez Viera zusammen. Zum Ankleiden mit Schutzkittel, Handschuhen, Schutzbrille und FFP2-Maske brauche man länger als normal, „schließlich möchte man alles gründlich machen“. Und stets sei dabei immer im Vordergrund, eine mögliche Verschleppung von Keimen zu vermeiden. Natürlich arbeitet man im Rettungsdienst professionell und der Umgang mit Infektionen gehört zum Alltag. Dennoch gesteht Rettungssanitäter Markus Hahn aus Burgpreppach: „Die Sorge, eine Covid-19-Infektion mit nach Hause zu schleppen, ist natürlich da.“ Er denkt dabei zum Beispiel auch an die Großeltern, die zur Risikogruppe zählen. Zudem ist seine Ehefrau in einem Kindergarten tätig, gilt damit ebenso wie er selbst in beiden Berufen als „systemrelevant“. Markus Hahn: „Da kann man ja nicht einfach zu Hause bleiben.“ Von der Tätigkeit ihrer Kolleginnen und Kollegen berichtet Carina Küfner, Leiterin der BRK-Sozialstation mit fünf Stützpunkten in den Haßbergen. „Bei unserer Kerntätigkeit der Grund- und Behandlungspflege hat sich an und für sich wenig geändert.“ Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde die Versorgung der Patienten uneingeschränkt weitergeführt. „Die einzige Änderung ist, dass die Pflegekräfte jetzt zusätzlich einen Mundschutz tragen.“ Hygienische Arbeitsweise hatte auch schon vor der Pandemie hohe Priorität. Neu sei, dass das Bewusstsein für Hygienemaßnahmen bei den Patienten selbst gestiegen sei aufgrund von Unsicherheiten bzw. der Angst vor Ansteckung. In den anderen Bereichen der Sozialstation, beispielsweise bei der Hauswirtschaft, Betreuungs- und Beratungseinsätzen, gab es laut Carina Küfner durch die Pandemie zeitweise Einschränkungen, mittlerweile sei aber auch hier wieder Normalität eingekehrt. „Hauswirtschaft und Betreuung wurden durch viele Kunden zu Beginn der Pandemie abgesagt, da sie Angst vor Ansteckung hatten und dies Tätigkeiten sind, die für eine gewisse Zeit mal nicht zwingend notwendig sind.“ Nach einigen Wochen sei die Versorgung dann allerdings wieder gewünscht worden. Küfner: „Mittlerweile finden wieder alle Einsätze statt.“ Beim Roten Kreuz in den Haßbergen fühlt man sich in allen Abteilungen den künftigen Anforderungen im Hinblick auf Corona gewachsen. Inzwischen gebe es weitere wissenschaftliche Erkenntnisse und Schutzmaßnahmen könnten jederzeit angewendet und bei Bedarf weiter verstärkt werden, sagt Pressesprecher Michael Will. Insofern sehe man den Herbst- und Wintermonaten zwar gelassen, dennoch nicht sorgenfrei entgegen. „Wichtig ist nach wie vor, dass jeder einzelne Bürger sich potentieller Gefahren durch Corona bewusst ist, persönliche Hygiene sowie vorgeschriebene Schutzmaßnahmen im Hinblick auf Mund-Nasen-Masken sowie Abstandsregeln zum eigenen Schutz und zum Schutz seiner Mitbürger einhält“, sagt Michael Will.PM 047. Text und Fotos: Michael Will/BRK