Hilfsangebote für Jung und Alt stets im Blick
Dieter Greger, Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes in den Haßbergen, feierte seinen 60. Geburtstag. Vor Herausforderungen hat er sich nie gescheut.
HASSFURT - Als Geschäftsführer Verantwortung zu tragen ist ein bisschen wie Bootfahren: Der Kapitän bestimmt den Kurs, steuert das Ruder und setzt die Segel mitunter hart in den Wind. Stürme werden umschifft, hohe Welle gemeistert und das Schiff in neue Häfen gesteuert. Dieter Greger, Geschäftsführer beim Bayerischen Roten Kreuz in den Haßbergen und passionierter Hobby-Kapitän, sieht sich in Beruf und Hobby stets neuen Herausforderungen gegenüber.
Am Montag feierte er seinen 60. Geburtstag.
18 Jahre ist es her, als Greger aus Schwaben in die Haßberge kam und als Nachfolger von Heinz Vogt zum Kreisgeschäftsführer beim BRK-Kreisverband bestellt worden ist. 18 Jahre, in denen das Rote Kreuz als Hilfsorganisation und Wohlfahrts- und Sozialverband viele neue Aufgabenbereiche erschlossen hat und sich stetig im Wandel befindet.
Eine Anzeige in der Süddeutschen Zeitung war es, die Anfang 2000 sein Interesse weckte. Das BRK in den Haßbergen hatte die Stelle eines neuen Kreisgeschäftsführers ausgeschrieben. Greger bewarb sich. Als damaliger Geschäftsführer beim Malteser Hilfsdienst in seiner Wahlheimat Aalen hatte er beste Voraussetzungen. Noch genau erinnert er sich an ein erstes Gespräch im Landratsamt im Beisein von Landrat und BRK-Kreisvorsitzenden Rudolf Handwerker, den beiden stellvertretenden BRK-Kreisvorsitzenden Manfred Döbereiner und Prof. Eike Uhlich sowie Geschäftsführer Heinz Vogt. Die Herren müssen von Gregers Vorstellung überzeugt gewesen sein, denn kurz darauf durfte er sich dem Gesamtvorstand vorstellen, wurde aus rund 35 Bewerbern ausgewählt und zum neuen Kreisgeschäftsführer bestellt.
Nach seinen ersten Recherchen im Internet über den Landkreis und den BRK-Kreisverband war er gespannt auf Land und Leute. Das Kurshalten fiel ihm bei einer seiner ersten Fahrten in die Haßberge dann doch nicht so leicht: Auf der Maintalautobahn hielt er eine Parkplatzzufahrt für die Ausfahrt nach Haßfurt und bog demzufolge zu früh ab. Über dieses kleine Missgeschick muss Dieter Greger beim Erzählen noch heute herzlich lachen.
Seitdem klappt der Weg zur Arbeit ohne Umwege. Ebenso zielstrebig setzte Greger sein Bemühen daran, den Anfang der 2000er-Jahre vor allem noch stark als Hilfsorganisation geprägten Kreisverband weiter zu entwickeln und den Bereich der Wohlfahrts- und Sozialarbeit sowie der Sozialen Dienste auszubauen. „Das war eine riesen Chance für den Kreisverband“, erinnert er sich. Zwar gab es seit 1995 schon den BRK-Kindergarten in Königsberg, seit 1998 in Haßfurt und Hofheim Angebote einer Mittagsbetreuung für Kinder und Engagement in der Migrationsberatung und damit ein „gutes Fundament“, wie Greger findet. Seine Idee ging allerdings weiter und so arbeitete er daran, neben den sozialen Diensten (z.B. Sozialstation, Fahrdienst, Hausnotruf, Essen auf Rädern) den Sektor der Sozialen Arbeit deutlich auszubauen. Mit sichtbarem Erfolg: Kein anderer Bereich ist seit 2000 so stark gewachsen. Mittags- und Ganztagsbetreuung an Schulen, Jugendsozialarbeit an Schulen, Produktionsschule und Mehrgenerationenhaus sind einige Projekte aus dem umfangreichen Angebot des BRK.
Die Kinderbetreuung als eine Säule der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Entlastung von Familien mit Pflegebedürftigen wurde so zu einer neuen Herausforderung für den BRK-Kreisverband. Zusammen mit einem engagierten Team ist es dem Geschäftsführer beispielsweise gelungen, Kinderbetreuungsmöglichkeiten an Schulen sowie Mittagsbetreuungen an gebundenen und offenen Ganztagsschulen einzurichten. Und mit dem Projekt „Startrampe“ etablierte das BRK die Jugendsozialarbeit in den Haßbergen. Das Projekt gab Jugendlichen mit Migrationshintergrund und einheimischen Jugendlichen Hilfestellung bei der sozialen und beruflichen Integration am Übergang von Schule zum Beruf und bot die Möglichkeit, den Hauptschulabschluss nachzuholen. Dass dieser Kurs richtig war, zeigt der über die Jahre stetig gewachsene Bedarf: Alleine für die Jugendsozialarbeit an Schulen stellt das BRK heute 10,5 Planstellen zur Verfügung, die von 21 Mitarbeiterinnen ausgefüllt werden.
Kein anderes Betätigungsfeld im Kreisverband ist seit dem Jahr 2000 bis heute stärker gewachsen, verdeutlicht Greger mit einem Blick in die Statistik. Im Bereich Soziales ist die Zahl von 44 auf inzwischen 183 Mitarbeiter gestiegen. „Die Jugendsozialarbeit an Schulen ist eine Erfolgsgeschichte“, freut sich der Geschäftsführer, „sie ist aus dem Landkreis nicht mehr wegzudenken.“ Möglich sei das durch die Weitsicht des damaligen Landrates und BRK-Kreisvorsitzenden Rudolf Handwerker gewesen, der eine Vorreiterrolle in Unterfranken übernommen und die Idee auch auf Grundschulen ausgeweitet habe. „Schullandrat“ – diese Bezeichnung trage Handwerker zu Recht, wie Greger lobt und dessen Erbe er beim neuen Landrat Wilhelm Schneider in guten Händen sieht. Von der rein verbandlichen über die offene Jugendarbeit hin zur Jugendsozialarbeit habe sich der BRK-Kreisverband Haßberge ein starkes Profil erarbeitet.
Stolz ist der Geschäftsführer auch auf das Mehrgenerationenhaus (MGH) Haßfurt, dessen Träger das BRK ist, und in dem sich heute viele Ehrenamtliche für Mitbürger engagieren. „Das MGH bietet die Möglichkeit für das BRK, sich um alle Menschen zu kümmern – vom Baby über Kinder und Jugendliche bis hin zu Erwachsenen und Senioren.“ Nicht zuletzt wurden auch die Fachstelle für pflegende Angehörige und das Betreuungsnetzwerk für alle Generationen dort angesiedelt.
Ein weiteres, bedeutendes Standbein für das Rote Kreuz ist der Rettungsdienst. Als einzige Hilfsorganisation ist das BRK in den Haßbergen hier tätig. Gerade der Rettungsdienst sei stetigem Wandel unterworfen. Der Grad an Technisierung und Digitalisierung nehme zu, auch die Auslastung des Rettungsdienstes mit Rettungswachen in Haßfurt, Ebern, Hofheim und Eltmann sei deutlich gestiegen. Heute gibt es in diesem Bereich 63 hauptamtliche Mitarbeiter. An das Rettungsdienstpersonal werden mehr und mehr Anforderungen gestellt, was sich auch in der Einführung des neuen Berufsbildes „Notfallsanitäter“ zeigt.
Für die Zukunft sieht Greger Herausforderungen unter anderem darin, den inzwischen auch in den Haßbergen angekommenen Fachkräftemangel zu bewältigen. Vor allem im Rettungsdienst, der Pflege (Sozialstation) sowie im Sozial- und Erziehungsdienst sei das BRK ständig auf der Suche nach Mitarbeitern. In den drei Sektoren gebe es die rasanteste Entwicklung, weshalb das Rote Kreuz hier noch konsequenter an seiner Profilbildung arbeiten müsse.
Zudem sieht Greger den Kreisverband künftig verstärkt als Partner von Unternehmen. Gerade im Hinblick auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Pflege gelte es hier, das Angebot auszubauen. Mit dem Projekt „KitaPlus“ im Königsberger BRK-Kindergarten würde dem Bedarf von Unternehmen und Eltern als Arbeitnehmern Rechnung getragen. Als in Bayern nur einer von sieben Kindergärten in diesem Programm werden in Königsberg erweiterte Öffnungszeiten von 5:30 bis 20:00 Uhr angeboten, ebenso Möglichkeiten zur Wochenend- und Ferienbetreuung von Kindern. Dieses Betreuungsnetzwerk für alle Generationen soll in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Viele Angebote des Kreisverbandes werden nicht oder nur eingeschränkt mit öffentlichen Mitteln gefördert, weshalb das BRK einen hohen Anteil an Eigenmitteln einbringt.
Die Erhaltung und Stärkung des Ehrenamtes ist Dieter Greger ein weiteres Herzensanliegen. Das Rote Kreuz sei von seinen Strukturen her in hohem Maße durch das Engagement von Ehrenamtlichen geprägt, rund 1600 Menschen engagieren sich auf Landkreisebene. Es gelte einer Überalterung im Ehrenamt entgegen zu wirken und schon junge Menschen ans BRK zu binden, beispielsweise durch Schulsanitätsdienste oder das Jugendrotkreuz. „Das Rote Kreuz gibt es seit über 150 Jahren“, sagt Greger. „Ich bin überzeugt, dass es mit seinen sieben wunderbaren Grundsätzen auch die nächsten 150 Jahre bestehen wird.“
Zu seinem 60. Geburtstag blickt Dieter Greger dankbar auf seine Zeit als Kreisgeschäftsführer beim BRK zurück. „Diese Arbeit ist ein stückweit auch Berufung“, sagt er, „ich identifiziere mich mit meinen Aufgaben.“ Und es sei schön, gemeinsam engagiert mit motivierten Hauptamtlichen, Ehrenamtlichen und der Vorstandschaft einiges bewegen zu können. Durch manche Projekte habe sich der Kreisverband strukturell eine Vorreiterrolle erarbeitet, durch einen Transfer des Know-hows konnten bereits auch andere Kreisverbände davon profitieren.
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PM 013 / 2018. Text: Michael Will / BRK; Foto: Michael Will / BRK