Die Arbeit des Roten Kreuzes steht auf zwei Säulen: Ehrenamt und Kameradschaft.
Hofheim. Ehrenamt und Kameradschaft - zwei Dinge, die für Anne Grimmer so untrennbar miteinander verbunden sind wie das Kreuz und die Kirche. Bei der Leiterin der BRK-Bereitschaft Hofheim-Königsberg laufen alle Fäden zusammen - sie ist die gute Seele des Roten Kreuzes. Wenn sich nach einem anstrengenden Einsatz ein ehrenamtlicher Helfer mit den Worten "Das war wieder mal ein richtig schöner Tag" verabschiedet, ist die Königsbergerin glücklich und weiß, dass ihr Leben einen Sinn hat. Dieser Aspekt des Ehrenamtes ist für Grimmer der Motor ihres Antriebs. Eine sinnvolle Freizeitgestaltung im Dienst für den Nächsten, betont sie, sei keine "Aufopferung". Sondern eine tiefe Erfüllung. Beim diesjährigen Jahresrückblick im Domizil des BRK in der Eichelsdorfer Straße beleuchtete Grimmer den bunten Strauß all dessen, was unter dem Dach des BRK ablief. Von A wie Altkleidersammlung über M wie Museum und S wie Seniorentreff bis zu Z wie Zeltaufbau schilderte sie kurzweilig die fast unglaubliche Vielfalt an Aktivitäten.In den verschiedenen Bereichen, wozu unter anderem auch der Blutspende- und der Rettungsdienst, die Wasserwacht sowie die Absicherungen bei Veranstaltungen gehören, wurden 2012 rund 12.000 ehrenamtliche Stunden von den aktiven Mitgliedern geleistet. Eine echte Spitzenleistung. Dieses bürgerschaftliche Engagement entspricht ca. sieben Vollzeitstellen.
Anschließend wurden ehrenamtlich tätige Helfer und Helferinnen geehrt, die mit ihrer jahrzehntelangen Treue das Rückgrat der gemeinnützigen Organisation bilden. Neben den alten Kämpen finden sich auch zahlreiche Helfer aus allen Altersstufen und Gesellschaftsschichten. Zu den Jüngeren zählen beispielsweise die Hofheimer Jennifer Becker und Jens Valtenmeier sowie die Happertshäuserin Eva Hau.
Eva etwa hat Köchin gelernt, musste aber aus gesundheitlichen Gründen zur Bürokauffrau umschulen. Seit über zehn Jahren schon trainiert sie die örtliche Jugendgruppe der Wasserwacht des BRK. Jeden Samstag trifft sich mit den zehn- bis zwölfjährigen Wasserratten im Hofheimer Hallenbad. Eine Verpflichtung, ja sicher, aber eine, die allen Beteiligten viel Spaß macht.
Ihre Freundin Jennifer ist erst seit kurzem dabei. Als Arzthelferin in einer Praxis hatte sie immer wieder mal Kontakt mit dem Rettungsdienst, und ihr Chef versorgt zudem als Notarzt Verletzte und Kranke. Die junge Frau steht nun bei der "Schnellen-Einsatz-Gruppe" (SEG) des Roten Kreuzes Gewehr bei Fuß, um im Katastrophenfall unverzüglich auszurücken. Das passiert zwar gottlob selten, aber im Falle des Falles müssen geschulte Kräfte da anpacken, wo Not am Mann ist.
Man braucht sich nur mal vorzustellen, was bei einer Massenkarambolage auf der Autobahn oder bei einem Großbrand in einer Fabrikanlage los ist. Als kürzlich erst in Königsberg ein Wohnhaus brannte, war ebenfalls ein Trupp der SEG vor Ort. Sie haben die Feuerwehrleute, die mit Atemschutzmasken das Feuer löschten, medizinisch unterstützt.
In Punkto Erfahrung ist Jens Valtenmeier fast schon ein alter Hase. Beruflich arbeitet er als Arzthelfer im Internistischen Zentrum im Hofheimer Krankenhaus. In seiner Freizeit steigt er zweimal die Woche als Rettungsdiensthelfer hinters Steuer des Rettungswagens. Und das seit über zehn Jahren.
"Einen normalen Einsatz beim Rettungsdienst", sagt der Hofheimer, "den gibt es gar nicht." Einmal ist es ein Verkehrsunfall, einmal hat jemand nachts einen Herzinfarkt, einmal ist jemand bei Glatteis gestürzt." Flexibel müssen die Sanis auf jeden Notfall reagieren. Und niemand sollte vergessen: Jeder braucht irgendwann mal selber Hilfe und ist heilfroh, wenn dann rettende Engel auftauchen?