Landrat a.D. Rudolf Handwerker wurde zum Ehrenvorsitzenden des Kreisverbandes ernannt. 32 Jahre lang war er Vorsitzender.
EBERN. Die Geschichte und der Erfolg des Kreisverbandes Haßberge des Bayerischen Roten Kreuzes sind mit einem Namen eng verbunden: 32 Jahre lang war Landrat a.D. Rudolf Handwerker ehrenamtlicher Kreisvorsitzender. Bei der Mitgliederversammlung am Freitagabend in Ebern wurde er für seine Verdienste deshalb zum Ehrenvorsitzenden des BRK ernannt und aus seinem Amt verabschiedet. Seine Nachfolge tritt Landrat Wilhelm Schneider an. Als Erfolgsgeschichte bezeichnete stellvertretender Vorsitzender Reinhold Nastvogel vor rund 150 Mitgliedern in der Frauengrundhalle Handwerkes Wirken. Acht Mal in Folge wurde er in den vergangenen drei Jahrzehnten zum Vorsitzenden des Kreisverbandes gewählt. "Mit viel Geschick, dem notwendigen Sachverstand und durch ihre Offenheit gegenüber Neuem, haben Sie unseren Kreisverband zum Erfolg geführt", attestierte Nastvogel. "Die Nähe zu den Menschen hat Sie als Vorsitzenden einmalig gemacht." Als Anerkennung überreichte er an Handwerker die Urkunde zum Ehrenvorsitzenden. Handwerker hat nach Worten des BRK-Bezirksvorsitzenden Eduard Lintner ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis der Bevölkerung in das Rote Kreuz geschaffen. Besonders am Herzen habe ihm das Blutspenden gelegen. "Unermüdlich warb er um neue Spender", sagte Lintner in seiner Laudatio. Nicht zuletzt sei es ein Erfolg Handwerkers, dass der BRK-Kreisverband Haßberge seit 34 Jahren in Folge Bayerns Spitze beim Blutspendeaufkommen der Bevölkerung anführt. In Handwerkers Amtszeit wurde ein Rotkreuz-Zentrum in Haßfurt errichtet, eine Rettungswache in Hofheim gebaut und 1995 nach achtjährigem Bemühen die Errichtung einer zusätzlichen Rettungswache in Eltmann für den Raum Steigerwald vor dem Verwaltungsgericht erstritten. 2012 habe der Kreisverband das ehemalige Sanitätsgebäude in der alten Kaserne in Ebern erworben und in zweijähriger Umbauphase zu einem neuen Rotkreuz-Zentrum mit Rettungswache ausgebaut. Die Aufgabenfelder des BRK-Kreisverbandes sind laut Lintner stetig gewachsen. So wurde es unumgänglich nach einer Raumlösung für die am Stammhaus in Haßfurt organisierten Geschäftsfelder zu suchen. Deshalb wurde vergangenes Jahr in unmittelbarer Nachbarschaft das alte Telekomgebäude in der Industriestraße gekauft, das derzeit umgebaut wird. Aktuellstes Projekt sei der Umbau der Unterkunft der BRK-Bereitschaft in Knetzgau. Größtes Anliegen Handwerkers sei stets die Sozialarbeit gewesen. Hier könne der Kreisverband 21 Angebote von der ambulanten Pflege über alle sozialen Dienstleistungen bis hin zur Mittags- und Ganztagsbetreuung an Schulen sowie an einer Kindertagesstätte vorweisen. Auch wurde 1995 in Unterfranken der erste Kindergarten unter BRK-Trägerschaft in Königsberg eröffnet. Eines der aufwändigsten Angebote im Bereich Wohlfahrtsarbeit ist laut Eduard Lintner 1999 in den Haßbergen entstanden: das Modellprojekt für interkulturelle, gemeinwesenorientierte Sozialarbeit für Aussiedlerjugendliche und Einheimische. Unter Handwerkers Vorsitz wurde zudem die Produktionsschule Haßberge eröffnet und der Kreisverband übernahm 2005 die Trägerschaft der Jugendsozialarbeit an Schulen; heute würden diese Jugendsozialarbeit an 16 Schulen geleistet. Der von Ehrenamtlichen getragene Katastrophenschutz sowie ein hervorragend funktionierender Rettungsdienst seien weitere Schwerpunkte von Handwerkers Führungsarbeit im Kreisverband gewesen, ebenso die Integration von Notärzten in ein bestehendes System mit fest installierten Notarztstandorten in Haßfurt, Ebern und Hofheim. "Diese außergewöhnliche Unterstützung der Rotkreuzarbeit rechtfertigt es, Landrat a.D. Rudolf Handwerker als Zeichen unserer Dankbarkeit die BRK-Ehrenplakette in Gold zu verleihen", resümierte Lintner. Diese überreichte er an den neuen Ehrenvorsitzenden unter stehenden Ovationen der Mitglieder. Rudolf Handwerker zeigte sich in seiner Dank- und Abschiedsrede gerührt. Da er aufgrund eines Schlaganfalls nicht mehr sprechen kann, ließ er seine Rede von seinem Freund und stellvertretenden BRK-Kreisvorsitzenden Wolfgang Borst vortragen. In den 32 Jahren unter seinem Vorsitz habe der BRK-Kreisverband stetig neue Tätigkeitsfelder erschlossen und nehme eine wichtige Stellung in der öffentlichen Daseinsvorsorge in den Haßbergen ein. "Ich muss gestehen, die Ernennung zum Ehrenvorsitzender erfüllt mich mit Stolz", freute sich Handwerker. "Sie bedeutet für mich Wertschätzung und ich empfinde sie als sichtbares Zeichen erfolgreicher Zukunftsarbeit für unseren Wohlfahrtsverband." Sein Dank galt einem engagierten Team in der Vorstandschaft, im Haushaltsausschuss sowie Kreisgeschäftsführer Dieter Greger und dessen Vorgänger Heinz Vogt für die vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern des BRK, die ihren Aufgaben mit "Verantwortungsbewusstsein, Professionalität und hohem persönlichem Engagement nachgehen". Handwerker verdeutlichte ebenso, wie wichtig das Zusammenspiel zwischen Haupt- und Ehrenamt im Roten Kreuz ist. Das eine könne ohne das andere nicht funktionieren, was besonders im Katastrophenschutz deutlich werde. Ohne Ehrenamt ließe sich diese Aufgabe weder personell stemmen noch finanzieren. 380 hauptamtliche Mitarbeiter werden nach Handwerkers Worten von rund 1400 Ehrenamtlichen unterstützt. "Sie alle gemeinsam bilden das Rückgrat des Roten Kreuzes." Dennoch müssten die Bemühungen zur Nachwuchsgewinnung und Profilbildung weiter gestärkt werden. Junge Menschen sollten das BRK als einen attraktiven Arbeitgeber und Wohlfahrtsverband kennen lernen, der anspruchsvolle Herausforderungen ebenso bereit halte wie eine erfüllende berufliche Perspektive und die Möglichkeit, persönliche soziale Kompetenzen zu stärken und weiter zu entwickeln. "Nur durch engagierten und gut ausgebildeten Nachwuchs lassen sich unsere vielfältigen Aufgaben auch zukünftig bewältigen", unterstrich Rudolf Handwerker. "Gemeinsam müssen wir Konzepte entwickeln, um dem sich abzeichnenden Personalmangel beispielsweise im Rettungsdienst, der Sozialstation und dem Sozial- und Erziehungsdienst mit stetig wachsenden Anforderungen wirkungsvoll entgegen zu wirken." Auch im Ehrenamt müsse wirkungsvoll um Nachwuchs geworben werden. Am Ende seiner Abschiedsrede sagte Handwerker noch ein besonderes Dankeschön: Zum einen als Kreisvorsitzender an die Bevölkerung des Landkreises, die mit fast 12.000 Fördermitgliedern hinter dem Roten Kreuz stehe und den Verband unterstütze. Zum anderen "ganz persönlich unseren Rotkreuz-Teams für die schnelle rettungsdienstliche Hilfe, die ich aufgrund akuter Erkrankungen im Notfall in den letzten Jahren persönlich in Anspruch nehmen musste. Sie machen einen prima Job, herzlichen Dank dafür!"PM 020 / 2017, Text und Fotos: Michael Will / BRK