Die BRK-Wasserwacht-Ortsgruppe Ebern feierte ihr 70-jähriges Bestehen. Hunderte Kinder lernten schwimmen.
EBERN - „70 Jahre Wasserrettung in Ebern bedeuten 70 Jahre Erfolgsgeschichte.“ Das sagte Landrat Wilhelm Schneider bei der 70-Jahr-Feier der BRK-Wasserwacht-Ortsgruppe Ebern am Sonntag. Mut, Zuverlässigkeit und ein Herz für Menschen – das zeichne die Ortsgruppe in ganz besonderer Weise aus. Bei der kleinen Feierstunde wurden Mitglieder geehrt, am Nachmittag demonstrierten Jugendliche im Hallenbad Rettungsübungen im Wasser. Die Wasserwacht genießt nach Schneiders Worten großes Vertrauen und Wertschätzung in der Bevölkerung des Landkreises. Sieben Jahrzehnte Wasserwacht machten das Engagement vieler Generationen Jugendlicher deutlich, sich ehrenamtlich einer harten körperlichen Ausbildung zu unterziehen, im Ernstfall sei der ganze Mensch gefordert. Denn: Menschenleben zu retten, könne unter Umständen auch Gefahr für das eigene Leben bedeuten. Die Führungskräfte der Wasserwacht seien sich ihrer Verantwortung bewusst, betonte Schneider, der auch Vorsitzender des BRK-Kreisverbandes Haßberge ist: „Sie legen großen Wert darauf, dass alle ehrenamtlichen Mitarbeiter optimal ausgebildet werden und sich ständig weiterbilden.“ So gelinge es dem Team immer wieder, Jugendliche für die verantwortungsvollen Aufgaben der Wasserwacht zu faszinieren und über Jahre bei der Stange zu halten. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Ebern noch kein Hallen- und Freibad. Begonnen habe alles im Jahr 1902 mit einem Badeverein. Zweck des Vereins sei die Errichtung und Erhaltung einer Schwimmbadeanstalt in der Baunach bei Ebern gewesen, hatte Landrat Wilhelm Schneider in historischen Unterlagen geblättert. Schon bald stellte sich aber heraus, dass in diesem kurzen Streckenabschnitt der Baunach kein richtiger Schwimmsport betrieben werden konnte. Erst 1933 konnte dann das erste Schwimmbad mit einer Wasserrutsche und einem drei Meter hohen Sprungturm in Betrieb genommen werden. Der exakte Gründungstag der Wasserwacht Ebern ist nicht mehr nachzuvollziehen. Aus Erzählungen sei bekannt, dass es im Oktober 1948 war. Im Gründungsjahr wurde der erste Lehrschein für Rettungsschwimmen an Arnold Metter ausgegeben, der zusammen mit Dr. Heribert Keh zu den Gründungsmitgliedern zählte. 1970 war ein freudiges Jahr für die Eberner: Im April wurde die Schwimmhalle an der Realschule eingeweiht und im Juni das beheizte Freibad am Losberg. „In beiden neu geschaffenen Anlagen übernahmen die Frauen und Männer der Wasserwacht die Badeaufsicht“, sagte der Landrat. Neben der Aus- und Fortbildung der eigenen Einsatzkräfte habe besonders die Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung der Bevölkerung – vor allem der Kinder und Jugendlichen – einen hohen Stellenwert in der Ortsgruppe. So konnte die Wasserwacht in den vergangenen 70 Jahren unzähligen Kindern und Jugendlichen im Schwimmkurs „Frühschwimmer“ eine erfolgreiche Teilnahme bestätigen. Aber nicht nur Schwimmen lehren gehört nach Schneiders Worten zu den Aufgaben der Wasserwacht-Ortsgruppe. Sie arbeite im Katastrophenschutz mit, in der Wasserrettung innerhalb des Rettungsdienstes sowie beim Schutz der Bevölkerung. Des Weiteren seien die Mitglieder aktiv beim Natur- und Umweltschutz, in der Mittelbeschaffung zur Finanzierung der Arbeit des Roten Kreuzes und in der Mitgliederwerbung. „Sehr dankbar bin ich vor allem für die hervorragende Jugendarbeit, die die Wasserwacht Ebern leistet“, lobte der BRK-Kreisvorsitzende. Aus fast allen Schwimmkursen blieben Kinder und Jugendliche als Mitglied bei der Wasserwacht. Von derzeit insgesamt 220 Mitgliedern sind 71 junge Schwimmerinnen und Schwimmer. „Das ist super!“ Denn in der heutigen Zeit sei es nicht mehr selbstverständlich, dass sich die Jugend für die Arbeit einer Hilfsorganisation oder die Mitgliedschaft in einem Verein interessiert und aktiv mitarbeitet. Stellvertretend für das ganze Team dankte der Landrat Vorsitzender Michaela Hülbig und Jugendleiterin Marina Gegner für das besondere Engagement in der Jugendarbeit. Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann dankte den Wasserwachtlern besonders für ihre Hilfe bei der Badeaufsicht in Hallen- und Freibad. Durch diese Mithilfe der Ehrenamtlichen sei es möglich, die Personalstunden für hauptamtliches Personal zu begrenzen und damit auch die Öffnungszeiten attraktiv zu halten. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass kommunale Bäder niemals kostendeckend seien, sei dies von Bedeutung. Lobende Worte fand Hennemann ebenso für die Schwimmausbildung, die von der Wasserwacht durchgeführt wird. Mit Stolz stellte er fest, dass Ebern im Landkreis eine der wenigen Städte sei, in der fast alle Kinder schwimmen lernen. Das sei mit das Verdienst von Wasserwacht, DLRG und der Schwimmabteilung des TV Ebern. Damit werde dem allgemeinen Trend entgegengewirkt, dass immer weniger Kinder schwimmen könnten. Durch diese Fürsorge und die Badeaufsicht könne man sich glücklich schätzen, dass es in der Stadt sehr selten und Badeunfällen mit schwerwiegenden Folgen komme. Mit Hallen- und Freibad könnten Stadt und Landkreis einen guten Beitrag für ein attraktives Freizeitangebot machen. „Ich bin froh, dass wir heute nicht mehr auf die Baunach als Schwimmbad angewiesen sind“, schmunzelte der Bürgermeister mit Blick auf die Historie. Aktuell hoffe man seitens der Stadt auf staatliche Förderprogramme, um so notwendige und teure Sanierungsarbeiten am Freibad am Losberg schultern zu können. Besonders hob Jürgen Hennemann die Arbeit der Ehrenamtlichen der Wasserwacht-Ortsgruppe hervor, sie sei unbezahlbar für das Gemeinwesen. Der Führungsspitze, allen Helfern, Übungsleitern und den Eltern der jungen Schwimmer dankte er für deren Engagement. Engagement, wie es schon die Gründungsväter der Wasserwacht eingebracht hätten. Hennemann erinnerte an Dr. Heribert Keh und Arnold Metter. Metter sei Heimatvertriebener gewesen, später Stadtrat und habe sich vielfältig ins Stadtleben eingebracht. Menschen wie Keh und Metter seien es gewesen, unter denen in der Stadt eine vielfältige Vereinsstruktur über Jahrzehnte gewachsen sei; heute gebe es in Ebern und den Ortsteilen 125 aktive Vereine. Den 70. Geburtstag der Wasserwacht Ebern nutzten Vorsitzende Michaela Hülbig, Kreiswasserwacht-Vorsitzende Petra Schmitt und Landrat Wilhelm Schneider dazu, verdiente Mitglieder zu ehren: So ist Herbert Stäber seit 45 Jahren Mitglied in der Wasserwacht, Stefan Lutter ist seit 30 Jahren dabei und Andreas Platzer seit 20 Jahren. Für 15-jährige Mitgliedschaft wurden Nadja Säger, Jonas Werner, Kristin Müller und Dominik Hepp geehrt. Zehn Jahre sind Laura Klee, Emil Platzer, Frances Lutter und Philip Steppert dabei, Heinz Zürl seit fünf Jahren. Petra Schmitt sprach der Wasserwacht-Ortsgruppe Ebern ihr Kompliment für eine tolle Jugendarbeit aus und den Kindern und Jugendlichen selbst für deren aktive Mitarbeit. Beachtlich sei, dass in der Geschichte der Ortsgruppe um die 70 Lehrscheine für Rettungsschwimmer ausgestellt werden konnten. Schmitt machte deutlich, dass die Arbeit der Wasserwacht im Hinblick auf Schwimmausbildung von Kindern auch künftig unerlässlich sei. Glückwünsche zum Jubiläum überbrachte Sebastian Schmitt, Vorsitzender der Wasserwacht-Ortsgruppe Baunach. Sie war ehemals aus der Eberner Wasserwacht hervorgegangen und feierte 2016 ihr 50-jähriges Bestehen.PM 061 / 2018. Text & Foto: Michael Will / BRK.